1972 Burgy Schomburg-Vortrag

Prof. Dr. Eberhard Schomburg 

PSYCHOGYGIENE FÜR DEN ALLTAG

Unsere seelischen Grundbedürfnisse 

Psychohygiene als Lehre von der seelischen Gesundheit oder vom Schutz der seelischen Gesundheit ist eine verhältnismäßig junge Wissenschaft im medizinisch-psychologischen Grenzbereich. 

„Als psychisch gesund wird der Mensch erachtet, der den psychischen Anforderungen genügt, die ihm von der Gemeinschaft legitimerweise ge stellt werden“ (TRAMER). Dabei liegt der wesentliche Akzent auf der aktiven Teilnahme an den Aufgaben des Lebens: Beruf, Liebe und Ehe, Gemeinschaft. Nach PFISTER (Zürich) stehen heute vier Gefahrengruppen im Vordergrund: 

Verängstigung in der Kindheit

Fehlentwicklung und Verkümmerung der Liebe 

Enttäuschungen im Berufsleben

Entbehrungen und Vereinsamung im Alter. 

Diese Gefährdungen bewirken beim Menschen Verstimmung und Traurigkeit, Entmutigung und Teilnahmslosigkeit, Trotz und Starrsinn, Liebesunfähigkeit, Mißtrauen und gesellschaftsfeindliches Verhalten. Die Psychohygiene möchte helfen, indem sie Wege zur seelischen Ausgeglichenheit und Belastbarkeit aufzeigt. 

Seelische Gesundheit beinhaltet eine relative Freiheit von Angst, Bedrohung und Haßgefühlen; ferner eine positive Einstellung zur eigenen Person, zu den Mitmenschen und zum Schicksal. 

In der Forderung nach relativer Angstfreiheit liegt das Bekenntnis, daß Angst zum Leben gehört ( „in der Welt habt ihr Angst …“, heißt es in der Schrift, und bei HEIDEGGER lesen wir, Angst sei „die Grund befindlichkeit der wesenhaften Daseinsverfassung des In-der-Welt-seines“) 

– Es engt das Gleichmaß unserer Seele nicht ein, wenn wir nicht in der Lage sind, jedem Menschen unserers Bekanntenkreises mit gleicher Sympathie zu begegnen; Haßgefühle aber fügen sich nicht in das Bild seelischer Ausgeglichenheit ein.

Eine gute Hilfe auf dem Wege zu seelischer Gesundheit ist die Erkenntnis, daß wir Menschen nicht nur körperliche (Atmung, Nahrung, Schlaf, Bewegung), sondern auch seelische Lebensgrundbedürfnisse haben. Sie sind allerdings ohne Bedeutung für die Menschen, denen die Frage nach dem Sinn des Lebens fremd ist und die sich mit einer provisorischen („Nach uns die Sintflut“), fatalistischen („Es ist alles vorherbestimmt“), kollektivistischen („Nur immer mit dem Strome schwimmen“) oder gar fanatischen („Meine Ziele sind die einzig richtigen, für ihre Durchsetzung ist jedes Mittel recht“) daseinshaltung begnügen. 

Die seelischen Lebensgrundbedürfnisse stellen sich uns nicht etwa als etwas grundsätzlich Neues dar; wir finden sie fast ausnahmslos schon in den Lehren und Geboten der alten Religionsstifter und Philosophen wieder. Die im folgenden kurz erläuterten sechs seelischen Lebensgrundbedürfnissen sind nicht für kurze Stunden der Meditation (und Adoration) gedacht, sondern sie sollen ihre praktische Verwirklichung im Alltag, 

im Umgang mit uns selbst und mit unseren Mitmenschen finden: 

L i e be als erstes und wichtigstes seelisches Lebensgrundbedürfnis prägt wesentlich schon in den ersten Lebensjahren die Einstellung zum Mitmenschen („Wie ein Kind in den ersten Jahren seines Lebens die Menschen erlebt, so – glaubt es – sei die Welt“). Die Liebesfähigkeit zu steigern ist vordringliche Aufgabe der Erziehung und Selbsterziehung. Sie bedeutet die Verwirklichung der höchsten menschlichen Werte, und sie gestaltet sich vielfältig: In der Zeugung neuen Lebens und in erotischem Begehren, in der Fürsorge der Eltern für ihre Kinder, im liebenden Vertrauen der Kinder zu ihren Eltern, deren sittliche Grundsätze sie freiwillig übernehmen, da sie ihnen von geliebten Vorbildern vorgelebt werden. Auch die Bejahung des Mitmenschen trotz aller Unvollkommenheiten gehört hierher, ebenso die Liebe zu den über persönlichen Werten. 

Sicherheit (zuerst als „Nestwärme“ und Geborgenheit erlebt), ist ein weiterer Baustein für seelische Gesundheit, der das Lebensgrund gefühl der Hoffnung festigt, ohne das schwere Belastungen kaum durchgestanden werden können. Gerade in unserer Zeit, in der „der Weltuntergangs vollziehbar geworden ist“ (Max Frisch), ist das Grundbedürfnis nach Sicherheit vordringlich. 

A ne r ke n nung (Bestätigung, Erfolgserlebnis). 

Wer niemals erfährt, wie seine Mitmenschen, seien es Vorgesetzte, Mitarbeiter oder Familienangehörige, zu seiner Leistung stehen, wird wahrscheinlich auf Dauer gesehen nicht in der Lage sein, mit immer gleicher 

Leistungsbereitschaft seine Pflichten zu erfüllen. Schon GOETHE wußte: Wenn wir die Menschen behandeln, als wären sie, was sie sein sollten, so bringen wir sie dahin, wohin sie zu bringen sind.“ 

Fre i he i t zu schöpferischem Tun als seelisches Lebensgrundbedürfnis bedeutet nicht nur das nicht jedem vergönnte künstlerisch-musische Gestalten, sondern es kann auch in ganz einfacher, aber freudvoller Beschäftigung erfüllt werden. Es ist dabei unwichtig, ob die frei gewählte Tätigkeit dem Lebensalter oder der geistigen Begabung des sie Ausübenden entspricht. 

Erlebnisse mit Erinnerungswert können in enger Verbindung mit dem letztgenannten seelischen Lebens grundbedürfnis stehen. Sie lehren uns die Freude an einfachen Dingen und rufen uns auf, immer wieder nach Gelegenheit zu suchen, unseren Mitmenschen durch kleine Aufmerksamkeiten zu zeigen, daß wir an ihrem persönlichen Erleben Anteil nehmen, uns mit ihnen freuen, aber auch ihr Leid mitempfinden können. – Sehr klar hat Wilhelm RAABE die beiden letzten seelischen Lebens grundbedürfnisse – freilich ohne sie als solche zu bezeichnen – in dichterischer Sprache ausgedrückt: „O versteht es nur, Blumen zwischen die öden Blätter des Lebens zu legen; fürchtet euch nicht, kindisch zu heißen bei zu klugen Köpfen, ihr werdet keine Reue empfinden, wenn ihr zurückblättert und auf die vergilbten Angedenken trifft.“ 

Sei b s t a ch tung als letztes seelisches Lebensgrund bedürfnis in dieser Kurzfassung setzt voraus, daß wir uns in einer stillen Stunde des Nachdenkens „eine Amnestie für die verlorenen Wettkämpfe unseres bisherigen Lebens“ zuerkennen. Wir sollen uns frei machen von den Belastungen, die in unserer Erinnerung mit den Worten beginnen „…hätte ich doch damals…“. Oft treffen wir Menschen im Alltag an, denen alle Selbstachtung abhanden gekommen zu sein scheint. Ständig warten sie auf neues Missgeschick; Glücksfällen mißtrauen sie grundsätzlich, als ob sie immer nur das Unglück herbeiwünschten. Sie sind davon überzeugt, daß sie die bedauernwertesten unter allen Menschen seien. Da die Mitmenschen im allgemeinen nicht bereit sind, ihnen das zu bestätigen, verallen sie einem krankhaften Selbstmitleid, das sie unfähig macht, sich in das seelische Erleben anderer einzufühlen oder „gute Mitspieler im Spiel des Lebens“ zu sein. Echte Selbstachtung bewahrt uns sowohl vor Selbstüberschätzung als auch vor Entmutigung und Minderwertigkeitsgefühlen. 

Jeder von uns sollte sich gelegentlich fragen, ob er von anderen Menschen geliebt wird, ob er sich sicher fühlt, ob er in seiner Arbeit anerkannt wird, ob er gelegentlich zu schöpferischem Tun gelangt, ob er offen für neue Erlebnisse ist und ob er Selbstachtung besitzt. Wer glaubt, diese Fragen bejahen zu können, darf die Gewißheit haben, auf dem Wege zu seelischer Ausgeglichenheit zu sein.

1974 OS Deilich

Bad Harzburg,19.8.74 ah 

8,5 Millionen DM kostete „Schulzentrum-Deilich“ in Bad Harzburg 

Vor den Harzbergen wurde Niedersachsens 212. Orientierungsstufe als Angebotsschule eröffnet 

Im „Landesschulplan Niedersachsen“ wurde 1968 festgestellt, daß die Tendenz schon in naher Zukunft zur stärkerer Kooperation von verschiedenen Schularten und zu einem erleichterten Schulwechsel den Bau von Schulzentren ratsam erscheinen läßt. Einrichtungen, wie Turnhallen, Schwimmbäder, andere Sportanlagen, Feierräume und Fachklassen können so gemeinsam benutzt werden. In dem Schulplan wurde darauf hingewiesen, daß solche Schulzentren groß genug gebaut werden müssen, weil in den nächsten 15 Jahren mit einer Verdoppelung der Schülerzahlen der Zehn- bis Zwanzigjährigen gerechnet werden müsse. Wenn Schulneubauten, die sich vornehmlich an vorhandene Schulgebäude und Schuleinrichtungen orientieren würden, dann würde dies zu Fehlinvestitionen führen. 

In Bad Harzburg hat man sich an diese Empfehlung gehalten und schon bevor der Zusammenschluss Bad Harzburgs mit den Gemeinden des Amtsbezirks Harzburg zu einer neuen großen Stadt Bad Harzburg Wirklichkeit wurde, auf dem Gelände in der „Deilich” im Ortsteil Bündheim mit dem Bau eines Schulzentrums begonnen. Der erste Bauabschnitt mit einem Klassentrakt und der Sporthalle wurde jetzt für 8.5 Millionen DM fertiggestellt und durch Bürgermeister Siegfried Hoffmann eröffnet. 

Die Baukosten für den Klassentrakt haben einschließlich Einrichtungen 4.650,000 DM betragen. Es besteht aus 18. Klassenräumen, einem Physikraum, einen Zeichenraum, einem Biologieraum, dem Lehrerzimmer sowie den Verwaltungstrakt. Die innere große Freifläche wurde überdacht und bildet eine ideale Pausenhalle. Alle Räume sind sowohl technisch als auch pädagogisch auf das Modernste ausgestattet. Es gibt dort 22 Fernsehgeräte, eine zentrale Lautsprecheranlage, 22 Projektoren, drei Videorecorder, sowie neueste Geräte für den Werkraum, im Musiksaal und für den Englisch- Welt- und Umweltkundeunterricht. Umfangreiche Sammlungen sind neben modernen Ausstattungen auch in den Funktionsräumen (Biologie, Zeichen und Physik). 

Die Sporthalle hat rund 2,5 Millionen DM gekostet. Es handelt sich dabei um eine dreiteilbare Großsporthalle mit den Spielfeld von 27 mal 45 Meter. Diese Abmessungen ermöglichen jede Ballsportart nach den internationalen Spielregeln, Sie ist mit einem Schwingfußboden mit PVC-Abdeckung sowie einer hellen Holzverbretterung der Seitenwände und mit Lichtbändern an den Längswänden und im Dach ausgestattet, Neben dem Schulsport hat auch der Vereinssport in Bad Harzburg eine Sporthalle bekommen, wo 288 Zuschauer auf Sitzplätzen und rund 70 auf Stehplätzen den Spielen zusehen können, 

Die Oberbauleitung lag in den Händen des Stadtbauamtes Bad Harzburg, für die Bauplanung und örtliche Bauleitung war Dipl.-Ing. Horst Beier, Architekt in Braunschweig, verantwortlich. Bei der Eröffnung des Schulzentrums würdigte Bürgermeister Siegfried Hoffmann die gute und schnelle Bauausführung mit der Fertigteilen-Bauweise und beglückwünschte den als kommissarischen Stufenleiter innerhalb des 22köpfigen Lehrkörpers eingesetzten Bad Harzburger Ratsherrn Dieter Beckmann zu seiner hier beginnenden Aufgabe. 

H.A. 

In einem Klassenraum übergibt Bürgermeister Siegfried Hoffmann einen Riesenschlüssel an den kommissarischen Leiter der Orientierungsstufe Schulzentrum Deilich,  Dieter Beckmann, 

Blick aus einem Klassenraum auf die Sporthalle. Im Hintergrund die harzberge von Bad Harzburg Die Sporthalle vom „Schulzentrum-Deilich“, die auch für den Bad Harzburger Vereinssport eine wertvolle Bereicherung darstellt, Aufn. Bildd. Herbert Ahrens, Bad Harzburg