Die verwunschene Kirche
Im Klausthal nahe dem heutigen Clausthal-Zellerfeld stand einst eine verwunschene Kirche, in der trieben böse Geister ihr Unwesen. Um die Mitternacht begannen sie, in dem Gotteshaus zu kegeln. Als Kegel dienten ihnen die Gebeine der Verstorbenen, als Kugel die Totenschädel. Dann aber wagte sich ein Müllerbursche in die Kirche und wurde von den Geistern zu einer Kegelpartie um sein Leben aufgefordert. Er gewann das Spiel auf Leben und Tod und die Geister verschwanden.
Lange Liste und viele Varianten
Das Thema ist in der Sagenwelt weit verbreitet, mit Geistern und Gespenstern wird gekegelt, was das Zeug hält. Da greift das Online-Lexikon Wikipedia zu einem ungewöhnlichen Mittel, veröffentlicht sogar eine „Liste der Sagen vom Schatzkegelspiel“. Ein Standardwerk, Heinrich Pröhles 1859 erschienene „Sagen des Ober-Harzes und der Gegend von Harzburg und Goslar bis zur Grafschaft Hohenstein und bis Nordhausen“, kennt zwar ebenfalls die Geschichte einer kleinen Kirche im Klausthal, erzählt diese aber völlig anders:
„Bei dem jetzigen Klausthal hat früher ein Städtlein gestanden, das hat das kleine Klausthal geheißen und ist sehr wohlhabend gewesen. Aber je reicher die Einwohner geworden sind, desto schlechter und gottloser haben sie sich gezeigt. Darüber hat Gott die Stadt untergehen lassen und an der Stelle, wo die Kirche gestanden hat, ist ein Teich entstanden. Das Thal heißt jetzt noch das kleine Klausthal. In der Mitternacht vom Grünen Donnerstage auf den Charfreitag ist die Kirche an der Stelle regelmäßig zu sehen, zugleich zeigt sich ein Reh, das Niemand jagen darf. Einst verführte der Bergmönch einen Bergmann, die Zeit zu verschlafen, und da ging er dann einen Weg, der über den Teichdamm war. Da stand die Kirche da vom kleinen Klausthal, und weil er sich sehr darüber verwunderte, so ging er hinein, kannte aber Niemand von den Leuten, die darin waren, auch nicht den Prediger. Drauf wurde er vom Bergmönch, der ihm da wieder erschien, hinausgeführt, und als er weiter gegangen war, waren Kirche und Steg verschwunden.