24.3.1978: Goslarer Glockenspiel zehn Jahre schon Attraktion am Marktplatz
Kaiser Heinrich III, Ritter Ramm und die Bergknappen, alles fast lebensgroße Figuren, gehören wenn sie nicht gerade vor den kupfernen Türenam Dachfirst dem Publikum dienen müssen, zur direkten Wohngemeinschaft des städtischen Baumeisters … Rösner.
Am 7. Juni 1968 erklang erstmals wieder nach dem Kriege am Goslarer Marktplatz ein Glockenspiel. Es war anläßlich der 1000-Jahrfeier des Erzbergbaues im Rammelsberg von der PREUSSAG gestiftet worden. Bei den Klängen von Bergmannsliedern zeigen sich drei Gruppen, die zuerst die Sage vom Finden des silberhaltigen Gesteins erklären. Das Pferd vom Ritter Ramm hatte, so wird berichtet, mit einem Huf im Harzwald gescharrt und das Erz sichtbar gemacht. Kaiser Heinrich war darüber sehr erfreut und ließ, wie das zweite Bild zeigt, einen Bergbaubetrieb einrichten. Das dritte Bild verdeutlicht den heutigen modernen Erzabbau im Rammelsberg.
Der Schauplatz am Dachfirst der Stadt-Kämmerei am Markt gegenüber dem alten Rathaus gehört zur Wohnung des städtischen Hausmeisters. Kaiser Heinrich und sein Ritter Remm mit dem Schimmel, aber auch die Bergknappen aus der alten und neuen Zeit gehören so mit zur Familie. Zwei Türen trennen sie von Küche und Esszimmer. Dazwischen liegen Teppiche und wären die figuren nicht auf eisernen Schienen fest verankert, man könnte sie direkt zur Wohngemeinschaft zählen.
Eine große Uhr, es ist nur für den ganzenMechanismus die “Mutteruhr” löst zu den Glcokenspielzeiten einen Kontakt aus und dann schalten sich Walzen und kleine Motore ein. Zuerst öffnen sich die kupfernen Türen, pferd, Kaiser und Ritter, Beigen sich ihrem „volk“ auf dem Marktplatz. Danach führen die alten Bergleute, gezogen von schweren Ketten, ihren Rundgang mit altem Arbeitsgerät durch. Wenn alle Türen wieder geschlossen sind, kommen nochmals, diesmal Bergleute der heutigen Zeit hervor und zeigen den Erzabbau mit modernem Gerät.
Die alles geschieht unmittelbar neben dem Zimmer der Familie Rösner und Frau Rösner achtet sehr darauf, das auch ihr Mittag essen immer fertig ist, wenn der letzte Glockenton nach 12 Uhr ausklingt. Dann nämlich sitzt die Familie am Tisch, während daneben im Figurenraum alles wieder still geworden ist.
Die Betreuung der ganzen Technik obliegt Hausmeister Römer. Wenn sich nicht gerade, wie zu Beginn der Spielzeit vor zehn Jahren öfter geschehen, an den automatischen Türen Stifte lösen, dann läuft alles automatisch ab. Natürlich brauchen die vielen Motore und Kettentransportbänder gute Pflege. Diese bekommen auch die Figuren, die immer wie frisch gemalt aussehen. Bis zu tausend Besucher tauglich, an Sonn- und Feiertagen viel mehr, freuen sich nun schon zehnJahre lang, wenn sich wieder die Türen oben am Dachfirst öffnen und die Glocken ihre Lieder über den Platz erklingen lassen. H. A.
Während unten auf dem Marktplatz täglich viele Besucher Goslars den Klängen der Glocken lauschen, begeben sich so die Bergknappen auf ihren eisernen Wegbändern durch die Türen am Dachfirst.
Hausmeister Römer hier bei der Überwachung des Steuergerätes. Nach der Auslösung eines Kontaktes von der Hauptuhr werden alle Bewegungen an den Glocken und auf den eisernen Schienen für die Figuren von hier aus automatisch gelenkt.
So sieht es an einem normalen Wochentag zu Beginn des Glockenspiels um 12 Uhr auf dem Goslarer Marktplatz aus. Links das historische Hotel Kaiserworth mit in der Mitte hinten das alte Rathaus Fotos: Bildd. H. Ahrens