Der Bergmönch
In St. Andreasberg in der Grube Samson arbeitete einst ein Bergmann, dem ging es mit seiner großen Familie sehr schlecht. Da sagte der Bergmann eines Tages: „Wolle Gott, es begegne mir heute der Bergmönch, ich wollte ihm so recht mein ganzes Leid klagen, er würde mir vielleicht helfen!“. Als er in den Schacht einfahren wollte, stand plötzlich tatsächlich der Bergmönch neben ihm, drückte ihm Rindertalg in die Grubenlampe und bedeutete ihm, in die Grube einzufahren.
Der Bergmann tat, wie ihm geheißen. Er schuftete den ganzen Tag in der Grube und als er am Abend ausfuhr, stand wieder der Bergmönch vor ihm. Wieder wortlos drückte er ihm einen Rinderknochen in die Hand und verschwand. Auf dem Weg zu Frau und Kindern spürte der Bergmann aber, wie der Knochen immer schwerer wurde. Als er in seiner Hütte angekommen war, stellte er fest, dass der Knochen zu einem großen Klumpen Gold geworden war.
Gescheiterte Sagen-Existenz
Darf’s ein Bergmönch mehr sein? Keine Figur taucht in Heinrich Pröhles 1859 erschienenen „Sagen des Ober-Harzes und der Gegend von Harzburg und Goslar bis zur Grafschaft Hohenstein und bis Nordhausen“ häufiger auf als der Bergmönch. In Klausthal, in Zellerfeld, in Lerbach, in Sankt Andreasberg – auf Harzer Höhen wimmelt es unter Tage geradezu von den sagen- und bisweilen geisterhaften Ordensbrüdern.
Von dem St. Andreasberger Vertreter der Spezies ist dank Heinrich Pröhle sogar der Lebenslauf überliefert. Er war demnach „von Geburt ein Graf“ gewesen und ein „ wirklicher Mönch und wollte die Bergwerke einrichten, brachte es aber nicht zu Stande“. Beim Bau des Rehberger Grabens sei er bankrott gegangen. Nach seinem Tod ließ er sich als Geist an vielen Stellen sehen. Dabei trug er „Puffjacke, Hinterleder und ein Licht, das ist nicht ausgegangen, und wenn der Wind so stark geweht hat, dass er Bäume ausgerissen hat“. Überall dort, wo der Bergmönch gesehen wurde, fanden die Annerschbarricher reiche Erze.