Die Rosstrappe
Der wilde Riese Bodo begehrte die Königstochter Brunhilde, die ihn aber abwies. Als Bodo dann eines Tages durch den Wald streifte, erblickte er Brunhilde auf ihrem Pferd. Der Riese wollte sie in seine Gewalt bringen und jagte sie kreuz und quer durch den Harz. Er hatte sie fast eingeholt, als sich vor ihnen die tiefe Schlucht der Bode beim heutigen Thale auftat.
Brunhilde spornte ihr Pferd an und mit einem mächtigen Satz erreichte es die andere Seite der Schlucht. Der Pferdehuf hinterließ einen tiefen Abdruck im seither „Roßtrappe“ genannten Felsen. So rettete sich Brunhilde, verlor aber ihre goldene Krone, die in die Bode stürzte – und Stoff für eine weitere Sage lieferte [Fenster 14]. Der Riese Bodo aber war zu schwer und stürzte in den Fluss, der nun nach dem Riesen „Bode“ genannt wurde.
Mit Rösslsprung zur Touristenattraktion
Der 403 Meter hohe Granitfelsen der Roßtrappe erhebt sich hoch über das Bodetal im Harz. Als Touristenziel kann er von Thale, Treseburg oder Wienrode aus mit dem Auto angesteuert werden. Wanderwege führen zur Roßtrappe und von Thale aus kann der sagenhafte Felsen auch mit dem Sessellift erreicht werden. In einer Theorie wird die Ansicht vertreten, es könnte es sich beim Felseindruck auch um die Reste eines germanischen Opferbeckens handeln.
So ganz einig sind sich auch die Sagenerzähler nicht, wenn es um den Riesen Bodo und dessen Obsession geht. Mal war er leidenschaftlich in die Königstochter Brunhilde verliebt, in anderen Versionen galt sein ganzes Augenmerk einer Riesenmaid namens Emma. Im Ergebnis macht dies jedoch keinen Unterschied: Sie schafft den Sprung, er nicht.
Hufabdrücke in Felsen sind – wenigstens in der Sagenwelt – nicht selten. Beispiele liefern das Markgräfler Land, Hengstlage im Herzogtum Oldenburg oder Wanen in Luxemburg. Kein Hufabdruck jedoch erreichte den Bekanntheitsgrad der Harzer Roßtrappe bei Thale.